Kapitel 4 – Landesplanung und Infrastruktur: Das Land fit für die Zukunft machen

4.2. Mobilität

Wer Landesplanung sagt, meint automatisch auch Mobilität. Auch in diesem Bereich wurde wertvolle Zeit vertan. Die Tram alleine kann und wird es nicht richten.

Das Großherzogtum zählt aktuell 600.000 Einwohner, die Prognosen der Regierung gehen mittelfristig gar von bis zu 1,1 Millionen aus. Wie dieses Wachstum künftig bewältigt werden soll, weiß heute niemand.

Die Verkehrsinfrastrukturen stehen bereits jetzt vor dem Kollaps. Die Mobilität hält aktuell weder mit der wirtschaftlichen, noch mit der demografischen Entwicklung des Landes Schritt.

Die Herausforderungen für die Zukunft sind klar:

  • Das Straßennetz um die Hauptstadt ist hoffnungslos überlastet – eine Überlastung, die in den Stoßzeiten bis in die Gemeinden in einem Radius von bis zu 20 Kilometern hineinreicht.
  • Die Überlastung des Straßennetzes ist auch in der Südregion, im Raum Nordstad sowie in Teilen der Nordregion in den Stoßzeiten allgegenwärtig.
  • Zu den Stoßzeiten sind die öffentlichen Verkehrsmittel überfüllt, die eine Alternative zum Privatauto sein könnten.
  • Die Busse stehen auf überlasteten Strecken mit dem Individualverkehr im Stau – zumindest dort, wo es keine Bus-spuren gibt.
    Im Schienenverkehr sind zu den Stoßzeiten Engpässe festzustellen, die sich in Verspätungen äußern.

Vor diesem Hintergrund schlägt die CSV eine neue Mobilitätsoffensive „mobil offensiv“ vor: Sie betrifft Bus, Bahn, Tram und Individualverkehr. Dazu gehören Zukunftsideen, die vor einigen Jahren noch nicht vorstellbar gewesen wären, sich aufgrund des anhaltenden demografischen und wirtschaftlichen Wachstums aber inzwischen geradezu aufdrängen.

Nachfolgend die Einzelmaßnahmen von „mobil offensiv“:

Tram

  • Nach der Anbindung von Findel, Kohlenberg/Cloche d’Or und Ban de Gasperich muss die Ausweitung des Tram-Netzes in Richtung Leudelingen, Niederanven/Munsbach und gegebenenfalls Sandweiler/Contern (via N1) angedacht werden.
  • Von Luxemburg via Leudelingen in Richtung Ballungsgebiet Esch/Alzette muss eine sogenannte schnelle Tram als Alternative zum Individualverkehr realisiert werden.
  • In Kirchberg drängt sich die Abzweigung der Tram-Trasse entlang des CLT/RTL-Standorts auf, dies mitsamt Anbindung der Haltestelle „Pont Rouge“.
  • Der Ausbau des Tram-Netzes in Richtung Westen via Strassen, Bartringen und Mamer ist ein Muss. Im Raum steht die Frage, ob dies via die Route d’Arlon zu passieren hat oder aber eine neue Peripheriestrecke via Hollerich gebaut werden soll.
  • Auf dem Hauptstadtgebiet soll ein Hochleistungsbusnetz die verschiedenen Peripherieviertel untereinander verbinden, ohne dass dieser Verkehr durch die City verläuft.
  • Parallel zu den neuen Tram-Strecken müssen neue P&R-Auffangparkplätze gebaut werden.

Bahn

  • Der Ausbau der Bettemburger Eisenbahnstrecke muss zügiger erfolgen.
  • Eine Bypass-Lösung für die Bettemburger Strecke in Howald-Cessingen in Richtung Belgien soll den Hauptbahnhof Luxemburg entlasten.
  • Eine weitere Bypass-Lösung hat zum Ziel, den Zugverkehr aus Richtung Osten direkt in Richtung Nordstrecke bzw. Tram-Haltestelle Pont-Rouge zu leiten.
  • Die Bahnhöfe Hollerich-Cessingen und Ettelbrück müssen schnellstmöglich gebaut werden.
  • Unerlässlich ist auch der Ausbau des Bahnhofs Dommeldingen.
  • Die Nordstrecke muss langfristig zweigleisig ausgebaut werden. In einer ersten Phase soll eine „Voie d’évitement“ gebaut werden.
  • P&R-Auffangparkplätze müssen soweit wie möglich überall dort (aus)gebaut werden, wo sich eine Eisenbahnhalte-stelle befindet.

Generell gilt: Alle Möglichkeiten zur Kapazitätssteigerung auf dem gesamten Schienennetz müssen bedingungslos ausgeschöpft und umgesetzt werden.

Bus

  • BNHS-Linien („Bus à haut niveau de service“) sollen auf den Hauptverkehrsadern fahren und so eine Alternative zum Individualverkehr darstellen.
  • Express-Pendelbusse sollen zu den Stoßzeiten den Berufsverkehr flüssiger gestalten, indem sie den Individualverkehr entlasten.
  • An den Knotenpunkten werden großzügig angelegte Auffangparkplätze gebaut und an die Regionalbusverbindungen angeschlossen.
  • Regionale Buslinien müssen dort, wo sie sich mit der Tram kreuzen, gekappt werden. Auf diese Weise soll das hohe Busverkehrsaufkommen im Stadtzentrum eingedämmt werden.
  • Dort, wo dies möglich ist, sollen – den Stoßzeiten entsprechend – in beide Fahrtrichtungen befahrbare Busspuren angelegt werden.
  • Flächendeckende Einführung von Rufbussen im ländlichen Raum werden unter anderem Zubringerdienste für die oben erwähnten Express-Pendelbusse verrichten. Notwendige Anpassungen sollen gemacht werden.
  • Mobilitéit.lu muss auch die Busverbindungen in die Grenzregion anzeigen.
  • Bessere Querbusverbindungen, um besonders im ländlichen Raum Knotenpunkte zwischen Ortschaften zu verbinden, werden geschaffen.

Fahrrad

  • Verbindungsstrecken zwischen kommunalen, regionalen und nationalen Radwegen müssen schnellstmöglich realisiert werden.
  • Die Radwege müssen sicherer werden, damit mehr Berufstätige als bisher den Umstieg vom Auto auf das Rad ernst-haft in Erwägung ziehen.
  • Bei größeren Distanzen zwischen zwei Orten müssen sogenannte Fahrradautobahnen entstehen, die den Radfahrern ein zugleich zügiges und sicheres Vorankommen garantieren.
  • Beim Bau neuer Straßen sind Radwege von vornherein mit einzuplanen.
  • In Neubaugebieten muss das Fahrrad bereits bei der Planung prioritär als Verkehrsmittel berücksichtigt werden.
  • Auf allen öffentlichen Parkplätzen sollen adäquate Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vorgesehen werden.
  • Um das Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und motorisiertem Verkehr zu fördern, muss die Straßenverkehrs-ordnung angepasst werden.
  • Auf Bahnhöfen sollen „M-box“ installiert werden.

Individualverkehr

  • Der Bau von Umgehungsstraßen drängt sich an folgenden Orten auf: Luxemburg-Merl, Luxemburg-Cessingen, Hesperingen/Alzingen, Niederkerschen, Dippach, Diekirch, Ettelbrück/Feulen, Clerf, Hosingen/Heinerscheid, Ulflingen, Hoscheid-Dickt, Contern und Mersch/Mierscherbierg.
  • Alle Hauptautobahnen sollen langfristig auf drei Fahrbahnen je Fahrtrichtung ausgebaut werden. Die dritte Spur kann zu den Stoßzeiten gegebenenfalls Fahrgemeinschaften vorbehalten sein. Der Pannenstreifen soll obendrein bei Staus von öffentlichen Nahverkehrsmitteln genutzt werden dürfen.
  • An bestimmten Punkten des Straßennetzes muss jeweils eine Busspur vorgesehen werden, die abwechselnd in beide Fahrtrichtungen benutzt werden kann.
  • Ein Überholverbot für Lastkraftwagen auf der Autobahn zwischen 6.00 und 9.00 Uhr und 16.00 und 19.00 Uhr soll in Betracht gezogen werden.
  • Die Machbarkeit einer Aus- und Auffahrt Mersch/Schoenfels auf der A7 in beide Fahrtrichtungen muss überprüft werden.
  • Die West-Tangente inklusive Anbindung an die Autobahn A6 muss endlich gebaut werden.
  • Die Verbindung mit Sélange (B) bedarf einer erneuten Begutachtung.
  • Die Nordstraße N7 wird auf vier Spuren ausgebaut (mit Auf- und Abfahrten statt Kreuzungen sowie Ausweichstrecken für landwirtschaftliche Maschinen). Die geplante Umgehungsstraße Hosingen wird sofort in Angriff genommen. Dabei wird beachtet, dass die „Vierspurigkeit“ schnellstmöglich nachbaubar ist.
  • Wir werden uns stark machen für Projekte in unseren Nachbarländern, die Anbindungen an das internationale Straßennetz möglich machen sollen.
  • Als logische Folge der Umgehung von Niederkerschen muss auch die Umgehung von Dippach Wirklichkeit werden.
  • Das Gewerbegebiet Contern soll eine zweite Anbindung an das nationale Straßennetz bekommen, um das Syrdall zu entlasten.