Kapitel 8 – Bildung, Kultur und Technologie: Auf Wissen als Ressource setzen

8.9. Kultur ist Vielfalt

Kultur ist die Seele einer Nation. Sie ist gleichbedeutend mit Kreativität und Innovation und ist grundlegend für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft. Kultur hat eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Kultur trägt zur Identitätsbildung bei.

Wir setzen auf Professionalisierung bei Künstlern und Kulturschaffenden

Für die CSV ist Kultur von öffentlichem Interesse. Unser Land braucht die Kultur- und Kreativschaffenden. Und die Kultur- und Kreativschaffenden brauchen ein Umfeld, das passt und professionell funktionieren kann. Doch die Bedingungen zur Ausübung ihrer Berufung sind nicht einfacher geworden.

Die CSV will die Unterstützung und soziale Absicherung von Kultur- und Kreativschaffenden stärken. Deshalb muss:

  • das Gesetz über das Künstlerstatut zusammen mit den Kulturschaffenden erneut überarbeitet werden;
  • Music:LX nach und nach zu einer Agentur oder Zentrum für sämtliche Kulturdisziplinen ausgebaut werden, um die Künstler auf internationalem Parkett zu unterstützen;
  • eine „Aide à la diffusion” eingeführt werden;
  • die „Mobilitätsbeihilfe” ausgedehnt und verallgemeinert werden.

Wir sind ferner für eine spezifische Beihilfe zwecks „Anschubfinanzierung” der professionellen jungen Kreativen und neueren professionellen Truppen durch die Gründung einer Art „Fonds d’aide au démarrage”; die Übernahme der Arbeitgebernebenkosten („Charges patronales”) während einer bestimmten Zeitdauer ist dabei eine Fördermöglichkeit.

  • Kulturhäuser und -zentren sollen Künstlerresidenzen anbieten und dabei vom Staat finanziell unterstützt werden;
  • Die regionalen Kulturzentren sollen gleichbehandelt und nach festgelegten Kriterien unterstützt werden.
  • Es sollen vermehrt Infrastrukturen (Ateliers, Probemöglichkeiten usw.) geschaffen werden, auch in Zusammenarbeit mit den Gemeinden.
  • Die Möglichkeiten eines reduzierten TVA-Satzes für künstlerisches Schaffen sowie einer Vereinfachung der Einkommenssteuerbestimmungen für ausländische Aufführungen sollen analysiert werden.
  • Ein Gesetz über Mäzenatentum mit verbesserten steuerlichen Anreizen soll ausgearbeitet werden.

Die CSV schlägt ebenfalls vor, einen regelmäßigen Austausch mit internationalen Kuratoren und Agenten sowie der überregionalen Kulturpresse zu organisieren, um so die luxemburgische Kunst- und Kulturszene zu promovieren.

Für die CSV ist ein neues Nationalarchivgebäude eine absolute Notwendigkeit. Die Umsetzung des neuen Archivgesetzes soll eng begleitet werden, sowie die Schulung der Anwender mit besonderem Augenmerk auf deren Qualifizierung.

Wir streben aktiv eine Lösung der Frage der Museumsdepots und Lagerräumlichkeiten an.

  • Wir stehen der Idee einer Nationalgalerie positiv gegenüber. Diesem Projekt muss unbedingt ein kohärentes und integratives Konzept zur Ausstellung einheimischer Künstler zu Grunde liegen. Dies zusammen mit Arbeits- und „Start-up”- Räumen für Kulturberufe und Kreativwirtschaft. Auf dieser Basis werden wir analysieren, ob dies in den Räumlichkeiten des früheren Jesuitenkollegiums eingerichtet werden kann.
  • Der Staat muss weiterhin eine Ausstellungsmöglichkeit für aufstrebende Künstler an zentraler Stelle zur Verfügung stellen.
  • Die Export- und Darstellungsstrategie der Luxemburger Autoren und des Luxemburger Buches wird zusammen mit allen Akteuren der Buchkette überarbeitet. Ziel ist die kohärente Förderung luxemburgischer Literatur und des Buches.
  • Die Kulturelle Mediation muss ausgebaut werden.
  • Unsere Kulturinstitutionen müssen vermehrt Aufträge und Residenzen an Künstler vergeben. Dies ist eine ihrer wichtigen Missionen. Um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können, müssen ihnen verstärkt Mittel zur Verfügung stehen.

Die professionelle Arbeit der konventionierten Kulturvereinigungen und -strukturen muss in einem dezenten Finanzrahmen ausgeübt werden können. Auch ihre Mission beinhaltet Förderung und Professionalisierung der Künstler der jeweiligen Disziplinen.

Digitalisierung, sowie Projekte in den Bereichen der „Virtual Reality“ und der „Augmented Reality“ spielen in Kunst und Kultur eine zunehmend wichtige Rolle Dieser neuen Herausforderung muss das Land sich bei seiner Förderpolitik stellen.

Die Filmindustrie in Luxemburg hat sich stark entwickelt. Sie ist zu einem echten Wirtschaftszweig geworden und hat dem Land in Sachen Image geholfen, sich als offener und multikultureller Standort darzustellen. Der Filmfund ist ein wichtiges Instrument, dessen Gesetz und Organisation nach fast 30-jähriger Existenz analysiert, bewertet und ent-sprechend angepasst werden muss. Wir wollen die Entwicklung dieses Sektors weiter begleiten.

Kultur wird im Alltag unterstützt

Zeitgenössische Literatur des Landes gehört an den Schulen, also in den Lehrprogrammen, des Landes behandelt. Entsprechend sollen Autoren und Künstler diverser Disziplinen selbst in den normalen Unterricht eingebunden werden. Auch in den Kindertagesstätten, den Kindergärten, Altersheimen und Flüchtlingsstrukturen usw. soll das Zusammensein mit Kultur und Künstlern verstärkt ermöglicht und finanziert werden.

  • Die CSV will Medien- und Kulturerziehung in den Schulprogrammen ausbauen.
  • Das Gesetz zur Finanzierung des Musikunterrichtes muss überarbeitet werden; die musikalische Basisausbildung soll obligatorisch von den Gemeinden angeboten werden, mit vereinheitlichten Einschreibegebühren. Gleichzeitig soll das Personalstatut an den Musikschulen überarbeitet werden.
  • Wir brauchen einen verantwortungsvollen Umgang mit unserem Kulturerbe. Präventiver Schutz für Bauten und Archäologie muss verstärkt werden. Ein neues Denkmalschutzgesetz soll in der kommenden Legislaturperiode in Kraft treten. Dem Zusammenspiel von „Aménagement communal” und Denkmalpflege kommt eine wichtige Rolle zu. Dem unnötigen Verbrauch grauer Energie muss Einhalt geboten werden. Qualitative Architektur muss gefördert werden, denn sie macht unsere Ortschaften lebenswerter.
  • Historische Dorfkerne müssen erhalten bleiben, um Kulturgut nicht unwiederbringlich zu zerstören. Wir wollen keine seelen- und identitätslosen Dorfmitten, die integrationsfern wirken. Wir müssen vielmehr Zusammenleben und Lebensqualität fördern.
  • Die CSV will ein Konzept zur Pflege und Unterstützung von Luxemburgs Unesco-Welterbeauszeichnungen. Auch das Europäische Kulturerbe, wie momentan Schengen, kann hier eingebunden werden. Ein „Steichen-Trail” und Konferenzen über die Friedensnachricht der von Edward Steichen kuratierten „Family of Man“-Ausstellung sollen dieses wichtige Unesco-Weltgedächtniserbe ergänzen.

Wir unterstützen das Projekt Europäische Kulturhauptstadt Esch 2022 und Umgebung. Die Gebläshalle in Belval wird erhalten werden und der Organisationsstruktur von „Esch 2022” zur Verfügung gestellt werden.

  • Die regionale Kulturanimation spielt ihre Rolle in den Regionen, auch zur Unterstützung der Gemeinden und des kulturellen Geschehens in den Regionen und den Gemeinden.
  • Das Gesetz über die öffentlichen regionalen Bibliotheken bedarf einer Analyse besonders im Hinblick auf die Auflagen für die regionalen Bibliotheken. Luxemburg braucht neue regionale Bibliotheken. Deshalb muss der Staat eine Anreizförderung und erhöhte Beihilfen in den ersten Jahren vorsehen.
  • Regionale Projekte zur Erhaltung der Industriekultur müssen gefördert und finalisiert werden.
  • Das Haus der Großregion gehört nach Schengen. Ihre Namensgebung könnte sich davon inspirieren. Die kulturellen Zusammenarbeiten in der Großregion sollen außerdem neuen Auftrieb bekommen. Luxemburg soll dabei Motor und Impulsgeber sein.

Die CSV schlägt vor, einen Beauftragten für Interkulturalität einzusetzen. Die Integrationskraft der Kultur und die kulturelle Vielfalt sollen so besser wahrgenommen werden.

Besonderes Augenmerk wird auf die Zugänglichkeit der Kultur gelegt. Jede Person muss unabhängig von ihrer sozialen Herkunft Zugang haben. Kultur muss auch Menschen mit einer Behinderung zugänglich sein.

Eine Charta der luxemburgischen Sprache

Die CSV unterstreicht die Wichtigkeit einer Charta der luxemburgischen Sprache. Diese muss schnellstmöglich ausgearbeitet werden. Alle wesentlichen Akteure müssen bei dieser Initiative eingebunden werden.

  • Kulturförderung- und Subventionierung bedarf klarer Spielregeln. Die CSV wird die entsprechenden Bestimmungen überprüfen und Gouvernance-Regeln anpassen.

Wir werden aus dem Vorschlag eines Kulturentwicklungsplanes, der im Herbst 2018 vorliegen soll, einen politischen Aktionsplan herausschälen und Schritt für Schritt umsetzen.

  • Aus den Kulturassisen soll ein regelmäßiger Austausch und Dialog zwischen Kultur- und Kreativschaffenden einerseits sowie Politik und Verwaltung andererseits werden. Gegebenenfalls soll ein vom Sektor bestimmter Rat als Ansprechpartner für die Politik eingesetzt werden.

Luxemburg als Kulturnation

Luxemburg soll als Kulturnation dargestellt werden und als solche in die nationale Strategie der Promotion unseres Landes integriert werden.